Die Stimmung festhalten

Ein Landschaftsfotograf will möglichst eigene, sprich in der eigenen Fotosprache, Bilder festhalten die sich von den anderen abheben. Gleiche Lokation aber anderes Licht macht es aus, dass Bilder vom selben Ort eben nicht gleich werden. Zudem sind die eingesetzten Hilfsmittel und Objektive sicherlich ein Punkt was Unterschiede aus machen.

Ich versuche immer noch meine eigene Bildsprache zu finden und mich immer weniger an anderen Fotografen zu orientieren. Die Fotografie hat zwar Rahmenbedingungen welche professionelle Bilder von geknippsten unterscheiden lassen, doch wenn man nur den fixen Vorgaben folgt, wird man irgendwann Müde, weil man einfach nicht herausragende Bilder kreiiert. Ich bin nun nach 1 1/2 Jahren soweit, dass ich mich abheben möchte um aussergewöhnliche Bilder gestalten zu können. Die Technik habe ich langsam im Griff, bei welcher ich nun weiss, dass Verlaufs- und Graufilter in der Landschaftsfotografie unumgänglich sind und erst mit diesen Stimmungen wirklich ins Bild transferieren lassen. Es muss geübt werden wann welcher Filter eingesetzt wird und dazu sind Plätze die man gerne und sehr einfach erreichen kann von Vorteil.

Bei mir ist der Bodensee der Praxisplatz, welcher mir immer wieder die Chance gibt, mit dem Licht zu arbeiten, es zu studieren und mit ihm verschiedenste Stimmungen einzufangen. Ich habe gelernt, dass es ein bis zwei Momente am Abend gibt in denen das Licht optimal wirkt, so dass der Kontrast so intensiv ist, dass das Bild wirkt. Diese zwei Momente sind vor und nach dem Sonnenuntergang. Einige fotografische Beispiele dazu:

Dieses Bild entstand ca. eine 3/4 Stunde vor dem Sonnenuntergang. Das Licht im Vorder- wie auch im Hintergrund sind ausgewogen und Details kommen gut zur Geltung. Aber die Stimmung wirkt für mich zu wenig weil der Kontrast fehlt.

 

Eine Viertelstunde später und  eine andere Perspektive so wie zusätzlich direktes warmes Sonnenlicht auf die Steine im Vordergrund und das Bild wirkt schon ganz anders.

 

Kurz nach Sonnenuntergang in der blauen Stunde hat dann auch der Kontrast eingesetzt und ich dachte, dass dann bessere Fotos entstehen werden. Aus meiner Sicht ist aber der Kontrast wieder etwas zu intensiv, da ich den hellen Bereich im Himmel mit einem GND 0.9 Filter ausgleichen musste. Etwas mehr Belichtungszeit hätte schon wieder zum Problem geführt, dass Bereiche im Himmel ausgewaschen wären.

Dieser Abend hat mir wieder einmal gezeigt, dass der Kontrast und das Licht mit dem man arbeiten kann, vielfach ca. 30 Minuten vor Sonnenuntergang optimal ist und stimmungsvolle Bilder entstehen lässt. Mein Favorit an diesem Abend ist folgendes Bild:

 

Sicherlich könnte man mit Belichtungsreihen und Bearbeitung mehrerer Bilder Foto die früher am Abend entstanden sind ausgewogener «bearbeiten», für mich ist dieser Schritt aber nur in Problemsituationen eine Option. Ansonsten versuche ich, das Bild möglichst fertig in die Kamera zu bekommen.

Na dann heisst es weiter üben, üben und noch einmal üben. Das ist es ja was uns Fotografen antreibt.

The Photographer’s Ephemeris

Ich möchte an dieser Stelle noch ein aussergewöhnliches Tool erwähnen, dass für Landschaftsphotografen eine unglaubliche Hilfe sein kann, damit man bei Sonnenauf- und Untergang möglichst zur richtigen Zeit da sein kann. Zudem kann man gerade bei Trekkingtouren in einem fernen Land so eine optimale Route zusammen stellen.
Das Freeware-Tool nennt sich «The Photographer’s Ephemeris».

Dieses Tool ist mit Google Maps gekoppelt und man kann jede beliebige Stelle auf der Erde den Sonnenauf- und Untergang sowie den Mondauf- und Untergang anzeigen lassen. Man gibt das Datum ein und erhält so die exakten Daten wenn die Sonne auf oder unter geht.

Und das Beste daran ist, es gibt eine Berechnungsfunktion, welche die Höhen der umliegenden Berge mit einberechnet, da gerade in Tälern die Sonne nicht gleich am Horizont ersichtlich ist. Am Beispiel des Sämtisersees im Appenzellerland kann mit diesem Tool berechnet werden, dass z.B. am 09. Februar 2010 die Sonne zwar um 07:37 Uhr am regulären Horizont aufgeht, beim definierten Punkt die Sonne aber erst um ca. 10:45 Uhr ersichtlich ist und am Abend um 16.52 Uhr am selben Standort wieder verschwindet.

Das hilft zum Beispiel dabei, dass man an gewissen Orten im Winter die direkte Sonneneinstrahlung nicht oder erst viel später sehen kann. Very cool…

Farbbalance

Muss man sich um den Weissableich bei der Landschaftsfotografie kümmern wenn man in RAW fotografiert oder nicht? Die Antwort ist JEIN. Der eine kann gut bei der Bildbearbeitung damit umgehen und andere haben massive Problem den richtigen Farbton im Bild zu treffen bei der nachträglichen Bearbeitung. Das menschliche Auge macht den Weissabgleich automatisch. Eine digitale Kamera hat aber nur beschränkte Möglichkeiten dies automatisch zu tun.

Also ich hatte von Anfang an bei der Landschaftfotografie massive Probleme, den Weissabgleich richtig, das heisst so natürlich wie man es mit blossem Auge gesehen hat, einzustellen. Für mich das schwierigste überhaupt in der digitalen Zeit.

Man sagt ja, dass im RAW der Weissabgleich auf «Auto» gesetzt werden kann, weil man in der Postbearbeitung den Farbwert ganz einfach einstellen kann. Wer dies in der Landschaftsfotografie aber in den Morgen- oder Abendstunden selbst erlebt hat, der sagt nicht mehr «einfach» dazu. Denn selbst mit den hochmodernen und top ausgestatteten digitalen Spiegelreflexkameras bringen diese es noch nicht fertig, den Farbwert richtig zu treffen wenn man alles automatisch der Kamera überlassen möchte. In der Portraitfotografie im Studio verwendet man Farbkarten, welche jeweils bei einem Foto mit drauf genommen wird. Aber ist dies in der Landschaftsfotografie wirklich der richtige Weg? Gibt es nicht was einfacheres?

Muss der Weissabgleich perfekt sein?

In der Portrait und Hochzeitsfotografie denke ich, muss der Weissabgleich perfekt ausbalanciert sein, damit Weiss auch wirklich Weiss ist. Aber in der Landschaftsfotografie leben insbesondere Bilder von Sonnenuntergängen von den wärmeren oder kühleren Farben. Denn diese machen ein Bild stimmungsvoller.

Erfahrung

Meine Erfahrung zeigt, dass wenn man den Weissabgleich auf «Tageslicht/Daylight» also um den Wert 5200 Kelvin stellt und in jeder Tageszeit so beläst, die Farben mal kühler, mal wärmer im Bild erscheinen. Der Farbkontrast ist dabei am ausgewogensten. Denn in der Nachbearbeitung hat man nicht nur einen sondern zwei Werte die angepasst werden können. Der eine Wert ist die Temperatur (zwischen 2’000 und 10’000 Kelvin) und andere die Farbtonung (zwischen -150 = grün und +150 = Magenta). Diese Kombination macht es enorm schwierig, einen natürlichen und ausgewogene Balance zwischen Temperatur und Farbe zu bekommen, ausser man hat eine Farbkarte vor Ort benutzt und diese in einem Bild integriert. Dann kann man mit dem Weissabgleich Selektor arbeiten.

Weissabgleich Beispiel

Schauen wir uns mal ein Beispiel einer Szene an, bei welchen der Weissableich mal auf automatisch gestellt wurde, mal auf Tageslicht (5200K) und mal individuell angepasst damit die Stimmung wärmer wurde.

Das Bild entstand an einem Februar Abend in Eschenz ca. 1 Stunde vor Sonnenuntergang.

Beim automatischen Weissabgleich wirkt die Szene eher flau. Der Himmel ist nicht wirklich blau und das Holz des Steges und die Bäume sind zu den anderen Farben zu warm. Die Kamera hat in dieser Situation eine Balance ausgewählt, was dem Bild die Stimmung genommen hat.

 

Der Weissabgleich nun auf Tageslicht gestellt, ergibt ein zwar kühleres Bild, aber an diesem Wintertag waren die Farben auch in etwa so. Der Kontrast der Farben ist ausgewogener insbesondere des Himmels zum Holz des Steges.

 

Wenn nun der Weissabgleich mittels Selektor im Bild angehoben wird, sprich die Farben wärmer werden, dann sind zwar die Rottöne angehoben und intensiver, aber die Balance ist trotzdem nicht gegeben.Dieses Beispiel zeigt auf, dass wenn der Weissabgleich auf Tageslicht gestellt ist, die Farbbalance meist am besten ist im Bild und die Bildbearbeitung danach einfacher wird.

Optimal nur in 95% der Fälle

Aber nicht immer funktioniert diese Einstellung und man muss korrigieren. In der folgenden Szene waren die Farben in den Wolken so intensiv, dass bei der Weissabgleich Einstellung auf Tageslicht die Farben zu kitschig wurden. Das hat damit zu tun, dass bei der Weissabgleich Einstellung an der Kamera nur die Temperatur definiert werden kann und nicht die Farbtonung.

 

Mit der Tageslicht Einstellung sind die Magenta Töne enorm intensiv. Die Szene war zwar sehr farbenprächtig, aber nicht ganz so gewaltig. Gut zu sehen ist, dass selbst die Steine im Vordergrund den Magenta Stich angenommen haben. Dies war dann auch der Grund, warum ich in diesem Bild den Farbton Wert von +10 auf -17 geändert habe.

 

Angepasst und somit ist der Magenta Farbton nicht mehr ganz so intensiv. Zusätzlich wirken die Steine im Vordergrund nun neutraler wie man diese selbst sehen würde.

Vorteile mit «Tageslicht» als Weissabgleich Einstellung

Um auf den Punkt zu kommen  bei diesem Artikel, nun der Vorteil mit «Tageslicht» als Weissabgleich Einstellung. Jeder betrachtet die gerade gemachten Bilder vor Ort an der Kamera. Da ist es doch hilfreich, dass das am Kameramonitor dargestellte Bild entspricht bereits den fast finalen Bild nach der Nachberabeitung. Zudem hat man den Vorteil im Live-View Mode, dass die Szene nicht von falsch gesetzten Werten der Kamera verunstaltet wird. Mir hilft es enorm und spart mir viel Zeit bei der Entwicklung der Bilder. Zudem muss ich vor Ort an etwas weniger denken.